Brennnessel
Urtica dioica
Familie der Brennnesselgewächse, Urticaceae
Hauptwirkungen
Brennnessel in der Theorie
Botanisches Wissen
Die Brennnessel kennt wohl jedes Kind. Was viele nicht wissen: Es gibt in der Schweiz zwei verschiedene Brennnesselarten. Nämlich die Grosse Brennnessel «Urtica dioica» und die kleine Brennnessel «Urtica urens». Botanisch gibt es ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Die grosse Brennnessel ist eine sogenannte zweihäusige Plfanze. Das heisst, es gibt Individuen mit rein männlichen Blüten und solche mit ausschliesslich weiblichen Blüten. Beide Geschlechter brennen! :-) Die kleine Brennnessel hat weibliche und männliche Blüten auf derselben Pflanze. Die Verwendung der beiden Arten ist sehr ähnlich, wir beziehen uns hier konkret auf die grosse Brennnessel.
Die oberirdischen Teile der Brennnessel weisen ausgezeichnete antientzündliche, wassertreibende und immunmodulierende Eigenschaften auf. Die Brennnesselwurzeln wirken entstauend auf die Prostata.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen sind keine bekannt.
Medizinische Anwendung
Die Brennnessel eignet sich bestens frisch oder getrocknet als Tee zur Förderung der Ausscheidung über die Nieren und die Blase. Diese Wirkung lässt sich durch den hohen Gehalt an Mineralien (v.a. Kalium) erklären. Wer davon profitieren will, kann – idealerweise im Frühling – eine Brennnesseltee-Kur machen. Dabei wird während einer Woche täglich rund ein Liter Brennnesseltee getrunken.
Der hohe Gehalt an Mineralien in Kombination mit dem ebenfalls hohen Gehalt an Spurenelementen macht die Brennnessel zu einer sehr nährstoffreichen Pflanze. Sie kann deshalb potenzielle Mängel im Körper ausgleichen und den Organismus allgemein stärken. In den letzten Jahren hat sich der Glaube verbreitet, dass die Brennnessel besonders viel Eisen enthalte. Dies ist jedoch nicht eindeutig belegt. Jedoch – und das finden wir umso wichtiger und spannender – ist bewiesen, dass sie hilft, Eisen und Vitamin B12 besser aufzunehmen.
Ausserdem ist die Brennnessel eine sehr wichtige Pflanze bei rheumatischen Beschwerden und Arthrosen. Denn bestimmte Inhaltsstoffe der Brennnessel wirken gezielt auf die entzündlichen Prozesse des Immunsystems. So können Brennnesselextrakte eingesetzt werden, um die Produktion von entzündungsfördernden Immunbotenstoffen zu hemmen.
Kulinarische Verwendung
Die Brennnessel eignet sich hervorragend als Gemüsezubereitung. Dazu werden von grossen Pflanzen die einzelnen Blätter und bei kleineren Pflanzen fast die ganze oberirdische Pflanze, inklusive Stängel, verwendet. Am Ende des Sommers lassen sich auch die Samen ernten.
Iss ein Blatt der rohen Brennnessel. Wie du dabei vorgehst, siehst du im Video.
Brennnessel in der Praxis
Haltbar machen
Um die Brennnesselblätter zu ernten, verwendest du (gerade für grosse Mengen) idealerweise Handschuhe und eine Schere. Lege die Blätter auf einem Blech aus und trockne sie an einem warmen Ort, oder im Backofen bei 45 °C, bis sie komplett durchgetrocknet sind. Bewahre sie luftdicht verschlossen auf.
Verarbeitest du die Brennnessel zu Spinat, kannst du diesen problemlos portionsweise einfrieren, ganz analog dem Blattspinat.
Die Samen halten sich mindestens ein Jahr. Dazu trocknest du sie gut durch und verpackst sie luftdicht.
Brennnesseltee
Übergiesse 1 EL getrocknete Blätter mit 5 dl kochendem Wasser und lasse den Tee 10–15 Minuten ziehen. Dies kannst du als Kur zweimal täglich während einer bis zwei Wochen machen, um deine Nieren und Blase zu reinigen. Danach solltest du eine Pause einlegen, um deine Organe nicht zu überlasten.
Kulinarische Verwendung
Die Brennnessel kannst du roh geniessen, siehe dazu das Video im oberen Teil (Theorie).
Ein besonderes kulinarisches Highlight sind Brennnessel-Chips. Dazu frittierst du Brennnesselblätter einzeln in Öl während einigen Sekunden, bis sie durchscheinend wirken. Es ist wichtig, dass es nur einige Sekunden sind: Sie dürfen nicht braun werden. Leg die frittierten Blätter auf ein Papiertuch und lasse sie abtropfen. Bestreue sie mit wenig Salz und schwarzem Pfeffer – und erfreue dich ab diesem genussvollen Hingucker.
Willst du Brennnesselspinat geniessen, erntest du eine grössere Menge Brennnesselblätter. Schneide eine Zwiebel klein und dämpfe sie an, bevor du die Brennnesselblätter und etwas Wasser dazugibst. Im Wasserdampf fallen die Blätter stark zusammen. Den erkalteten Spinat kannst du hacken und als Basis für salzige Wähen, Strudel und Burgerpatties verwenden.
Brennnesselpulver ist ein einheimischer Superfood und schmeckt fein nussig-würzig. Du kannst es zur Anreicherung all deiner Gerichte, deines Müeslis und deiner Brote nutzen. Dazu pulverisierst du getrocknete Brennnesselblätter mit einem Mixer.
Auch die reifen Samen kannst du kulinarisch verwerten. Sie lösen sich im Spätsommer von den Blütenständen – dazu reicht eine sanfte Handbewegung. Du kannst die Samen frisch oder leicht angeröstet über Salat, Gemüse oder ins Müesli streuen.
Färben mit Brennnesseln
Aus Brennnesseln kannst du Farbe zum Malen und Färben gewinnen. Immer häufiger werden aus ihren Stängeln ausserdem Garne gesponnen und Stoffe hergestellt. Diese wiederum kannst du mit dem Saft frischer Brennnesseln einfärben. Dazu zerkleinerst du die oberirdischen Pflanzenteile, übergiesst sie mit Wasser und kochst das Ganze auf. Füge dem Sud gelöstes Alaun hinzu und koche ihn rund 30 Minuten weiter. Anschliessend giesst du ihn durch ein Sieb. Jetzt ist dein Farbsud bereit für die Weiterverwendung als Malfarbe oder als Farbbad für Stoffe und Garne aus Naturfasern. Aus jungen Brennnesseln gewinnst du schöne Hellgrün- und Gelbtöne, aus älteren Pflanzen eher Khaki- und Brauntöne.
Brennnessel im Blick: Verwendung als Jauche
Wichtig:
Die auf dieser Website beschriebenen Wirkungen und Anwendungsgebiete der Pflanzen ersetzen keinesfalls eine Konsultation bei einer medizinischen Fachperson.