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Chörblichrut

Süssdolde – Myrrhis Odorata

Familie der Doldenblütler, Apiaceae

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Chörblichrut in der Theorie

Botanisches Wissen

Das Chörblichrut ist eine Staudenpflanze aus der Familie der Doldenblütler. Es ist somit mit Kulturpflanzen wie Karotten oder Fenchel verwandt. Chörblichrut wird offiziell Süssdolde und botanisch Myrrhis odorata genannt. Odorata bezieht sich auf den charakteristischen Anis-Duft und -Geschmack der Pflanze.

 

Das Chörblichrut ist mehrjährig und treibt schon früh im Jahr aus. Gleichzeitig bleibt es bis weit in den Herbst hinein grün. Es wächst zwischen 60 bis 150 Zentimeter hoch.

Charakteristisch für das Chörblichrut sind seine sehr grossen Blätter. Sie sind zwei- bis vierfach gefiedert und haben gezähnte Blatträndern. Die Blätter sind hellgrün, flaumig weich behaart und sitzen wechselständig am Stiel. Chörblichrut blüht von Ende April bis in den Juli hinein in einer charakteristischen Doppeldolde und ist ein beliebter Nektarspender für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.

 

Die Präsenz von Chörblichrut ist in der Schweiz seit dem Mittelalter belegt. Heute wächst das Chörblichrut vor allem in der Westschweiz und im Kanton Bern. Es ist nicht gefährdet – und verfügt über einige «Doppelgänger»: Viele Doldenblütler sehen mit ihren kleinen, weissen, in Dolden zusammengefassten Blüten sehr ähnlich aus. Viele sind essbar und sogar lecker – gefährlich wäre es aber, das Chörblichrut mit dem Gefleckten Schierling (Conium Maculatum) zu verwechseln. Denn dieser gehört zu den giftigsten einheimischen Pflanzen. Wie du ihn vom Chörblichrut unterscheidest? Der Gefleckte Schierling hat (meist) einen rot gefleckten Stängel, blüht erst von Juni bis September und riecht leicht nach Urin. Allgemein gilt: Duftet ein vermeintliches Chörblichrut nicht nach Anis, lass lieber die Finger davon!

Hauptwirkungen

Dank seines Gehalts an Anethol (ätherisches Öl), wirkt das Chörblichrut antibakteriell, auswurffördernd, krampflösend, schleimlösend und gegen Blähungen.

Nebenwirkungen

Bei einer allgemeinen Allergie auf Doldenblütler können allergische Reaktionen auftreten. Sie sind selten.

Medizinische Anwendung

Um von den medizinischen Wirkungen des Chörblichruts zu profitieren, wird dieses destilliert. So löst sich das ätherische Öl und das darin enthaltene Anethol. Das Chörblichrutwasser – auch Chörblichrut-Hydrolat genannt – wird als Blutverdünner und bei hohem Blutdruck eingenommen. Ebenso es kann bei den ersten Anzeichen einer Grippe getrunken werden. Äusserlich angewendet lindert das Chörblichrut-Hydrolat Ekzeme und Hautausschläge, sowie Schwellungen, Verstauchungen oder Muskel- und Gelenkbeschwerden.

Kulinarische Verwendung

Die gesamte Pflanze ist essbar: Von den Wurzeln bis zu den Blüten. Chröblichrut schmeckt süss anisartig. Dabei haben die unausgereiften Samen den intensivsten Geschmack. Du kannst frisches Chörblichrut von April bis September zu allen erdenklichen Speisen dazugeben. Beim Trocknen verliert es einen grossen Teil seines eigentümlichen Geschmacks. Das getrocknete Kraut nutzt du für Tee oder aromatisierst damit Kräutersalz oder Öl.

Schau dir die Blüte der Pflanze genau an. Erkennst du die Doppeldolde? Eine Dolde ist ein Blütenstand von vielen einzelnen Blüten, die wie ein Regenschirm zusammengesetzt sind. Bei der Doppeldolde sind somit viele kleine «Regenschirme» zu einem grossen arrangiert.

 

Nimm ein kleines Blattstück zwischen die Hände und zerreibe es. Riechst du den typischen Geruch nach Anis?

Chörblichrut in der Praxis

Haltbar machen

Haltbar machen

Leider verlieren insbesondere die Blätter beim Trocknen einiges von ihrem starken Aroma. Deshalb werden sie in der Küche idealerweise frisch verwendet. Willst du Chörblichrut trocknen, ernte es an einem warmen Vormittag Mitte Juni. Lege es an einen schattigen, aber gut belüfteten Ort und lass es während 3–4 Tagen komplett durchtrocknen. Bewahre es anschliessend dicht verschlossen und vor Licht geschützt auf.

 

Ebenso kannst du Chörblichrut haltbar machen, indem du es zu Chörblichrutwasser verarbeitest. Du liest nachfolgend mehr dazu.

Chörblichrutwasser

Das Chörblichrutwasser ist die am meisten verbreitete Heilmittelform. Das Destillat ist haltbar (vorausgesetzt, es wird hygienisch gearbeitet) und kann innerlich als auch äusserlich angewendet werden. Um Chröblichrutwasser herzustellen, brauchst du eine Destille. Traditionell sind es Landwirte, die das Hydrolat mithilfe eines Schnapsbrenners produzieren – wobei Chörblichrutwasser keinen Alkohol enthält. Für einen Liter braucht es ein bis zwei Kilogramm frisches Kraut. Geerntet wird dieses idealerweise Mitte Juni, dann sind die Blätter grün und prall. Das Kraut wird samt Stängel von mehrjährigen, grossen Pflanzen abgeschnitten und zerkleinert. So kommt es in den Brennhafen und wird mit Wasser bedenkt. Wird erhitzt, beginnt der eigentliche Destillationsprozess: Die entstehenden Dämpfe bewegen sich durch die Destille über das Geistrohr in den Kühler. Dort verflüssigen sie sich und werden aufgefangen. Verdünnt man das entstandene Chörblichrutwasser mit Wasser, entsteht aufgrund der ätherischen Öle eine leicht milchige Farbe.

Im Video siehst du, wie Kevin Chörblichrutwasser destilliert.

Chörblichruttee

Gib einen Esslöffel des getrockneten Chörblichruts in eine Tasse und übergiesse sie mit heissem Wasser. Lass den Tee 5–10 Minuten ziehen. Giesse ihn anschliessend durch ein Teesieb.

Kulinarische Verwendung

In der Küche verwendest du das Chörblichrut am besten frisch. Dazu schneidest du wie bei einem Küchenkraut die gewünschte Menge ab. Willst du die ganze Pflanze inklusive Wurzeln ernten und verarbeiten, so mach dies im Sommer, wenn die Samen noch hellgrün sind.

 

Die Blätter entwickeln insbesondere im Frühsommer ein spezielles, nach Anis duftendes Aroma. Du kannst sie abschneiden und frisch zu Salaten, Suppen oder Eintöpfen geben. Ebenso sind sie schmackhaft in Kräuterdips, zu Frischgerichten oder als Zugabe zu einem Fruchtsaft oder einer Bowle. Die Stängel und Blätter kannst du wie Spinat verwenden: Bereite sie als Salat zu oder koche sie ein.

 

Die Samen erntest du im August. Dann sollten sie hart und fast schwarz gefärbt sein. Sie passen als schmackhafte Beigabe sehr gut zu Salaten, ins Müesli oder zu Fruchtsalaten. Die reifen Samen sind gut haltbar. Du kannst sie ausserdem mörsern oder mahlen und so als Brotgewürz nutzen.

 

Die frisch ausgegrabenen und gewaschenen Wurzeln kannst du wie andere Wurzeln (z. B. Sellerie) in der Küche verarbeiten. Kleingeschnitten und gedünstet verleiht sie einem Salat eine ganz besondere Note.

Färben mit Chörblichrut

Das Chörblichrut ist keine typische Färberpflanze und eignet sich weniger zum Färben und Malen.

Kevin hat eine Broschüre über das Chörblichrut verfasst. Auf 24 Seiten findest du weitere Informationen zu dieser spannenden Pflanzen und zu ihrer Verarbeitung. Interessiert? Bestelle sie mit per E-Mail (CHF 15.00 pro Broschüre, inkl. Versand).

 

Wichtig: 

Die auf dieser Website beschriebenen Wirkungen und Anwendungsgebiete der Pflanzen ersetzen keinesfalls eine Konsultation bei einer medizinischen Fachperson.

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