top of page

Giersch

Aegopodium podagraria

Familie der Doldenblütler, Apiaceae

skepping-heilpflanzenweg-Giersch-4528 Mittel.jpeg

Giersch in der Theorie

Botanisches Wissen

Der Giersch ist auch bekannt unter den Namen Geissfuss oder Baumtropfen. Gerade als Baumtropfen wird er aber sehr häufig als Unkraut beschimpft. Durch tief eindringende unterirdische Ausläufer verbreitet er sich teppichartig in den Gärten und verdrängt so andere Pflanzen. Auch ein regelmässiges Jäten bleibt oft erfolglos, denn die Pflanze kann auch aus kleinsten übrig gebliebenen Wurzelstückchen wieder wachsen. Die Samen überdauern während Jahren im Boden und sind dann fähig, wieder zu keimen. Doch wir haben die Lösung für den verhassten Giersch: Lass uns ihn essen!

 

Der Giersch gehört zur spannenden Pflanzenfamilie der Doldenblütler. In dieser Familie finden sich einerseits viele bekannte Gewürzpflanzen wie Anis, Fenchel und Kümmel. Andererseits zählen auch sehr giftige Pflanzen zu den Doldenblütler, dies zum Beispiel der Schierling oder der Riesen-Bärenklau. Deshalb ist es enorm wichtig, den Giersch eindeutig zu erkennen. Sein differenzierendes Merkmal ist der dreikantige (= dreieckige) Stängel, der sich an einem Punkt zu drei Teilblättern verzweigt. Im Video zeigt dir Kevin, wie du den Giersch erkennst.

Hauptwirkungen

Der Giersch verfügt nachgewiesenermassen über sehr gute antioxidative Eigenschaften. Deshalb kann er sich positiv auf entzündliche Erkrankungen, Gefäss- und Herzerkrankungen sowie neurodegenerative Erkrankungen auswirken. Neuere Studien zeigen eine besonders gute Entfaltung des antioxidativen Potenzials, wenn der Giersch gekocht wird. Denn dadurch werden die Zellen zerstört und so die Inhaltsstoffe zugänglich gemacht.

Nebenwirkungen

Wird deutlich zu viel Giersch gegessen, kann er abführend wirken. In üblichen Mengen verwendet, ist er jedoch problemlos verträglich.

Medizinische Anwendung

Leider wird der Giersch heutzutage in der Medizin kaum mehr verwendet. Dies, obwohl er sich in der Vergangenheit insbesondere als Mittel bei der Gicht bewährt hat. Dazu wurde der Giersch als Tee getrunken, als Gemüse gegessen und als Wickel und Umschlag äusserlich auf den betroffenen Stellen angewendet. Gerade die äusserlichen Anwendungen können bei aller Art von entzündlichen Erkrankungen unterstützen: Nicht nur bei der Gicht, sondern auch bei rheumatischen Erkrankungen wie beispielsweise der Arthritis.

Wird der Giersch regelmässig gekocht als Gemüse gegessen, kann er dazu beitragen, die Gesundheit zu erhalten und chronisch-entzündlichen Erkrankungen vorzubeugen. Durch seine harntreibenden Eigenschaften beeinflusst er ausserdem Nieren- und Blasenbeschwerden positiv.

Kulinarische Verwendung

Der Giersch schmeckt sehr frisch, würzig und ähnlich wie Petersilie (welche ebenfalls in die Familie der Doldenblütler gehört). Besonders zart und frisch sind die ganz jungen, hellgrünen Blätter des Gierschs ab Ende März oder Anfang April. Sie können roh als Salat gegessen werden. Ebenso schmackhaft ist es, sie mit wenig dunkler Schokolade überzogen zu geniessen. Wird der Giersch regelmässig geerntet, wachsen durch die unterirdischen Ausläufer immer wieder neue Blätter nach. Bei regelmässiger Ernte können also auch im August noch kleine und zarte Blätter genossen werden. Sind die Blätter grösser, sind sie nicht mehr ganz so zart. Der ideale Zeitpunkt also, um sie als Spinat zu kochen.

Nimm den Stängel des Gierschs zwischen die Finger und fühle die drei Kanten. Finde den Punkt, wo sich der Stängel zu drei Teilblättern verzweigt. Auch jedes Teilblatt setzt sich aus zwei bis drei Teilblättern zusammen. So kannst du dir fürs Erkennen die Gierschregel gut einprägen: «Hast du 3 x 3, ist Giersch dabei!». Also ein 3-kantiger Stängel, eine Abzweigung mit 3 Richtungen und wiederum 3 Teilblätter. Zupfe ein möglichst kleines und zartes Blättchen ab und iss es. Erinnert dich der Geschmack an frische Petersilie?

Giersch in der Praxis

Haltbar machen

Haltbar machen

Möchtest du den Giersch getrocknet als Gewürz verwenden, erntest du möglichst junge Blätter und legst sie einige Tage an einem warmen, aber vor Licht geschützten Ort, zum Trocknen aus. Du kannst alternativ auch grössere, intensiver riechende Blätter verwenden. Am besten pulverisierst du sie nach dem Trocknen mit einem Mixer oder Pürierstab. Verwende dieses Pulver zum Würzen. Es passt ideal zu Gemüsegerichten und Hülsenfrüchten.

 

Bereitest du den Giersch als Spinat zu, kannst du ihn problemlos portionsweise einfrieren, analog dem handelsüblichen Blattspinat.

Gierschöl

Trockne den Giersch gemäss der Beschreibung (siehe Haltbar machen). Befülle ein Bügelglas zu etwa einem Drittel mit den getrockneten Blättern. Fülle das Glas mit kaltgepresstem Bio-Raps- oder Bio-Olivenöl. Diese Mischung bewahrst du während etwa vier Wochen an einem kühlen und vor Sonnenlicht geschützten Ort auf. Schwenke das Glas dabei alle paar Tage hin und her. Anschliessend filterst du das Öl durch ein Teesieb und gibst es in ein sauberes Glas – oder du verarbeitest es gleich weiter.

 

Alternativ zerkleinerst du frischen Giersch grob von Hand oder mit dem Messer. Erwärme Bio-Raps- oder Bio-Olivenäl auf 45 °C und gib die Blätter für 30 Minuten hinein. Rühre ab und zu um, und du wirst sehen, dass sich das Öl grünlich färbt. Siebe die Pflanzenteile ab und lasse das Öl auskühlen. Diesen sogenannte Warmauszug kannst du gleich wie den Kaltauszug weiterverarbeiten.

 

Das Gierschöl verwendest du bei entzündlichen und schmerzenden Gelenken. Reibe es dazu mehrmals täglich an den betroffenen Stellen ein.

Gierschsalbe

Verarbeite das Gierschöl in wenigen Schritten zu einer Salbe. Dazu benötigst du:

 

50 ml Gierschöl

6 g Bienenwachs

1 Salbendose

1 kleine Schüssel

1 etwas grössere Schale für das Wasserbad

1 Rührlöffel

 

  1. Wasche und desinfiziere deine Hände mit Alkohol.

  2. Desinfiziere die Arbeitsfläche, die Arbeitsgeräte und die Salbendose.

  3. Gib das Gierschöl und das Bienenwachs in die kleine Schüssel. Erwärme die Mischung langsam im Wasserbad.

  4. Sobald sich das Wachs verflüssigt hat, nimm die Schüssel sofort aus dem Wasserbad.

  5. Rühre die Mischung, bis sich leichte «Fäden» bilden.

  6. Fülle die Salbe sofort in die vorbereitete Salbendose. Lasse sie auskühlen und verschliesse sie erst dann.

  7. Wichtig: Beschrifte die Dose mit dem Herstellungsdatum, den Inhaltsstoffen und dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Haltbarkeit der Gierschsalbe beträgt rund ein Jahr.

 

Die Salbe eignet sich für die Behandlung entzündlicher und schmerzender Gelenke. Traditionellerweise auch bei Gelenken, die von Gicht betroffen sind. Trage dazu die Salbe mehrmals täglich auf. Wann immer du die Wahl hast, verwende bevorzugt einen Gierschwickel, statt die Salbe einzureiben, denn dies ist effizienter.

 

Für einen Gierschwickel nimmst du zwei Handvoll frische Gierschblätter und schneidest sie in kleinere Stücke. Gib einige Esslöffel Wasser dazu und zerquetsche die Blätter mit einem Wallholz oder in einem Mörser, bis eine Art Paste entsteht. Streiche die Masse auf das betroffene Gelenk auf. Leg ein Tuch darüber, damit alles an Ort und Stelle bleibt. Lasse den Umschlag während einer Stunde einwirken. Anschliessend spülst du die Haut mit Wasser. Den Gierschwickel kannst du dreimal täglich anwenden.

Kulinarische Verwendung

Bereite aus dem Giersch einen schmackhaften Spinat zu: Schneide eine Zwiebel und einige Zehen Knoblauch klein und dünste sie. Wasche den Giersch und nimm die grössten Stängel ab, die kleineren kannst du mitessen. Die Blätter hackst du je nach Vorliebe ebenfalls grob und gibst sie zur Zwiebel-Knoblauch-Mischung. Würze mit Salz und Pfeffer. Lasse es zugedeckt einige Minuten kochen und gib allenfalls ein wenig Wasser dazu. Nach 5–10 Minuten sind die Blätter gar. Du kannst den Spinat direkt essen oder zu einer Wähe, einem Strudel oder Burgerpatties weiterverarbeiten.

Färben mit Giersch

Der Giersch ist keine typische Färberpflanze. Du kannst jedoch aus den frischen Blättern einen grünen Saft gewinnen, den du zum Malen verwenden kannst. Dazu schneidest du die Blätter in grobe Stücke und stampfst sie dann im Mörser zu einer Paste. Ev. musst du etwas Wasser dazugeben, damit ein schöner Brei entsteht. Filtriere den Saft anschliessend durch ein engmaschiges Sieb oder ein Stofftuch. Um die Saftfarbe wischfest zu machen, gibst du ihr ein paar Tropfen Gummiarabikumlösung bei (1 Teil Gummiarabikum gelöst in 2 Teilen Wasser). Gummiarabikum erhältst du als Pulver in Drogerien und Apotheken.

 

Die Saftfarbe solltest du rasch verwenden, da sie schnell verkeimen kann. Möchtest du die Saftfarbe für einige Wochen aufbewahren, fügst du ihr ein paar Tropfen ätherisches Lavendel- oder Nelkenöl bei.

Wichtig: 

Die auf dieser Website beschriebenen Wirkungen und Anwendungsgebiete der Pflanzen ersetzen keinesfalls eine Konsultation bei einer medizinischen Fachperson.

bottom of page